LÈNFER CÈST LES AUTRES

-LÈNFER CÈST LES AUTRES-

Eröffnung: Donnerstag, 10. September 2015, 19 Uhr Ausstellungsdauer: 11. September bis 04. Oktober 2015 Öffnungszeiten: Freitag bis Sonntag, 15 bis 19 Uhr Ort: D21 Kunstraum Leipzig, Demmeringstraße 21, 04177 Leipzig

Künstler: ART N MORE, Thomas Bramer, Anita Dittmann, Florian Dorst, Paula Gehrmann, Tine Günther, Clemens Meyer, Bea Meyer, Nadine Richter, Janet Schöne, Kathrin Thiele, Franziska Wittig Kuration: Enrico Meyer Kuratorische Assistenz: Tino Geiss und Paul Ziolkowski Rahmenprogramm: Podiumsgespräch am Samstag, 19. September 2015, 19 Uhr moderiert von Tim Thoelke

http://www.d21-leipzig.de/ https://www.facebook.com/D21.Kunstraum

Die Ausstellung »Lènfer cèst les autres« findet in Kooperation mit dem Lebenshilfe Leipzig e.V. statt und wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und dem Kulturamt der Stadt Leipzig.Aus dem Text zur Ausstellung: "Kann Kunst, können Künstler, kann eine Ausstellung etwas an der bestehenden (oder nicht vorhandenen) Beziehung zwischen einer marginalisierten Minderheit und dem großen öffentlichen Ganzen ändern?

Am Donnerstag, den 10. September 2015, eröffnet im D21 Kunstraum Leipzig die Ausstellung »Lènfer cèst les autres«, die diese Frage nicht beantworten will, sondern in ihrer Konzeption fest davon ausgeht, dass es so sein kann und daher nach adäquaten Formen der Umsetzung gesucht hat. »Lènfer cèst les autres« ist eine Kooperation von professionellen Künstlerinnen und Künstlern mit geistig behinderten Erwachsenen.

Bei den meisten Ausstellungen und Projekten mit Behinderten wird die Konzentration und das Gros an Arbeitsaufwand in die beteiligten Behinderten investiert, als bestünde die Hoffnung, nach gelungener Kunstarbeit und Ausstellung der Bilder und Zeichnungen, Menschen in eine Gesellschaft entlassen zu können, die dank ihrer bewiesenen künstlerischen Ausdruckskraft funktionieren wie alle anderen und dies vom Rest der Gesellschaft so auch erkannt und akzeptiert wird. Dies ist aber nicht der Fall. Die Konzeption dieser Ausstellung ist sich dieser Schwierigkeit bewusst und geht von vorn herein davon aus, dass eine Reintegration überhaupt nicht leistbar ist.

Was jedoch möglich ist, ist Teilmengen der Gesellschaft in das Leben der behinderten Menschen zu integrieren. Deswegen richtet sich der Ansatz der Ausstellung »Lènfer cèst les autres« ganz deutlich an die Gesunden, die »Funktionierenden«, die »Normalen« – an die Majorität. Diese nämlich ist für die Schaffung und Stärkung von Beziehungen und Interaktionsschnittpunkten verantwortlich, nicht die geistig behinderten Menschen.

So entwickelte jeder eingeladene Künstler beziehungsweise Künstlergruppe, abhängig von der eigenen Arbeitsweise, ein Konzept, das das Arbeiten oder vielmehr die Interaktion mit geistig behinderten Menschen, die motorisch, kognitiv und kommunikativ stark beeinträchtigt sind, überhaupt erst ermöglicht. Dass es sich dabei um eine künstlerische Zusammenarbeit handelt, war zwar keine zwingende Bedingung, jedoch nahe liegend.

In den vergangenen Wochen arbeiteten die Künstlerinnen und Künstler regelmäßig mit einigen geistig behinderten Erwachsenen in der Lebenshilfe Leipzig. Manche von ihnen als feste Zweiergruppe Künstler-Behinderter, andere als Zusammenschluss von Künstler und einer kleinen Gruppe geistig behinderter Erwachsener. Vielen Künstlern wurde schnell klar, dass die Interaktion mit geistig Behinderten anders als erwartet abläuft und die Umsetzung des vorher erdachten Konzeptes in der ursprünglichen Version gar nicht möglich war. So entstanden und entstehen die Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sein werden, tatsächlich als Teil eines Prozesses, in dem beide Seiten sich aufeinander einließen und einstellten.

Die Konzepte der Künstler zielen nicht darauf ab, im Sinne eines »Abend-Kunstkurses«, die Ausdrucksweise oder die Fähigkeiten der Behinderten zu verbessern, aus ihnen eventuell »bessere Künstler« zu machen, sondern sie sollen dazu dienen, grundsätzlich neue, alternative und reproduzierbare Interaktionsmöglichkeiten und gesellschaftsfähige Schnittpunkte mit marginalisierten Minderheiten zu entwickeln, auszuführen, zu überprüfen und zu reflektieren.

Es werden Interaktionsräume erschaffen, die deswegen sinnlich-erfahrbaren Sinn machen, weil sie mit einem bestimmten Grad an Ernsthaftigkeit daherkommen, der nicht auf der Ebene der ergotherapeutischen Betreuung verhaftet bleibt. Die professionellen Künstler bringen ihre hohen Ansprüche an das Endergebnis, an die letztendliche Ausstellungsarchitektur, die Qualität der Materialen, die Kontextualisierung des Ausstellungsraumes und insgesamt eine Spannung mit, die sich nonverbal an die Behinderten vermittelt und so einen Sinnwert erschafft, der nicht gegeben wäre, wären alle Beteiligten nur aus dem Grund da, um eine sonst leere Zeitspanne mit einer Betätigung zu überwinden. Zugleich werden soziale Beziehungen hergestellt, geprüft oder verstärkt. Das ist es, was Kunst dann letztendlich doch leisten kann.

Für die Ausstellung habe ich mit Thomas Bramer zusammengearbeitet. Wir haben über den Sommer uns jede Woche getroffen und gezeichnet und gemalt. In der Show bauten wir eine gemeinsame Sandinstallation und zeigten ein grossformatiges Hochformat im 2ten Raum.